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Nahverkehr Bahnprojekte nicht weiter verschleppen

Die Industrie- und Handelskammer und der Fahrgastverband Pro Bahn warnen vor den Folgen. Der Verkehrsdezernent ist dagegen optimistisch: "Wir können das hinkriegen"

Die neuen Bahn-Projekte sollen kurze Wege von und nach und um Frankfurt herum schaffen.
Foto: dapd

Wirtschaft und ÖPNV-Kunden haben davor gewarnt, den Bau der Regionaltangente West und der nordmainischen S-Bahn zu verschleppen. Damit steigt nach Einschätzung von Industrie- und Handelskammer Frankfurt und dem Fahrgastverband Pro Bahn das Risiko, dass Bund und Land die Großprojekte nicht mehr mitfinanzieren. Solche Projekte werden zum Großteil aus dem Topf des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes bezahlt. Das Gesetz läuft Ende 2019 aus, Anträge müssen vor Ablauf der Frist gestellt werden.

Neue Strecken

Die Regionaltangente West verbindet Bad Homburg, Eschborn und Höchst mit Stadion, Frankfurter Flughafen und Neu-Isenburg. Die Fahrt aus der Kurstadt zum Flughafen verkürzt sich von 50 auf 38 Minuten. Verkehrsplaner gehen davon aus, dass bis zu 46.000 Fahrgäste die neue Strecke nutzen werden, unter ihnen 15.500 neue Nutzer.

Die nordmainische S-Bahn soll unterirdisch bis zum Frankfurter Ostbahnhof führen, der ausgebaut werden soll. Hinter dem Ostbahnhof soll die 19,4 Kilometer lange Strecke oberirdisch bis Hanau-West geführt werden. Laut RMV gibt es für die Strecke eine große Nachfrage unter den Pendlern.

"Wir können uns das nicht leisten, diese Großprojekte weitere fünf bis zehn Jahr zu verschlafen", sagte IHK-Geschäftsführer Andreas Freundt, zuständig für Standortpolitik und Verkehr, der FR. Beide Projekte, die Regionaltangente West als umfassende Verbindung von Taunus, dem Frankfurter Westen und dem Flughafen, und die nordmainische S-Bahn, die die Frankurter Innenstadt mit Hanau verbindet, werden laut Freundt von der IHK seit vielen Jahren unterstützt. "Das sind ganz wichtige Elemente der Verkehrsinfrastruktur."

Freundt erinnerte im Gespräch mit der FR daran, dass die Region, vor allem Frankfurt, wachse und auf eine moderne, bezahlbare Verkehrsinfrastruktur angewiesen sei. "Verkehrsinfrastruktur ist ein entscheidender Standortfaktor." Neben Projekten des Schienennahverkehrs, die teilweise seit 25 Jahren geplant werden, sieht Freundt auch Handlungsbedarf bei den Fernverbindungen Frankfurt-Fulda und Frankfurt-Mannheim.

"Die Gefahr ist da", sagt der Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn Großraum Frankfurt, Helmut Lind, über ein Scheitern der Kofinanzierung der Großprojekte, falls Schwarz-Grün die Vorhaben in der aktuellen Legislaturperiode beiseite legen sollte. Die Projekte seien wichtig, weil die Innenstädte Frankfurts und Hanaus verbunden würden und mit der Regionaltangente eine Direktverbindung zum Flughafen entstehe. Für Lind ist die geplante Regionaltangente keine Schnellbahnverbindung, weil die Züge viel zu oft halten würden. Was das Tempo angeht, liege die geplante Verbindung irgendwo zwischen S-Bahn und Straßenbahn. Dass zwischen Planung und Bauphase so viel Zeit vergehe, liegt laut Lind daran, dass "zu viele Leute Einsprüche erheben und jedes Bürgermeisterlein mitredet".

Frankfurts Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) hat am Donnerstag seinen Willen bekräftigt, die Projekte bis 2019 zu realisieren - und damit Zuschüsse von Bund und Land zu bekommen. "Zeitlich ist das hinzukriegen", sagte Majer der FR. In Frankfurt gebe es eine Beschlusslage für beide Großprojekte, "und ich will die Bälle in der Luft halten und nicht einen hinten runter fallen lassen". Allerdings sei Frankfurt nur ein politischer Akteur unter vielen. "Die Frage ist, was will sich die Region, was will sich das Land leisten", sagte Majer. Die Frage sei auch, welche Prioritäten Hessen setze und wie sich Hessen für diese Projekte beim Bund einsetze. In einem Fall hat die Region einen Schritt nach vorne gemacht: Seit Donnerstag liegen die Planungsunterlagen für den Ausbau der Main-Weser-Strecke zwischen Friedberg und Bad Vilbel aus.