Wünschenswert – aber teuer und unter Zeitdruck: Das Verkehrsprojekt einer Regionaltangente West hat bis zur Realisierung noch hohe Hindernisse vor sich.
Von Hans Schrönghammer
Hofheim. Rolf Valussi und Peter Forst sind die Planer der Regionaltangente West, die Bad Homburg, das Nordwestzentrum und den Flughafen Frankfurt anbinden soll.Verkehrspolitisch ist das Projekt allemal sinnvoll, doch es mehren sich die Zweifel, dass es auch zu realisieren ist. Gemeint ist die anvisierte Regionaltangente West (RTW), deren Planung schon reichlich Geld verschlingt und die unter Zeitdruck steht, da die nach wie vor beim Bund gelagerten Fördergelder in Milliardenhöhe bis spätestens 2019 nicht nur abgerufen sondern auch abgerechnet sein müssen.
Grundsätzlich bleibt der Main-Taunus-Kreis jedoch bei seinem Engagement für die wünschenswerte Trasse zwischen Bad Homburg via Flughafen nach Neu-Isenburg und lässt sich das auch Geld kosten. Haupt- und Finanzausschuss sowie Bauausschuss des Kreistages segneten eine Vorlage ab, die die Beteiligung des Main-Taunus-Kreises an dem Vorhaben in der Planungsphase schlichtweg verzehnfacht. War der MTK am Budget der Planungsgesellschaft laut Beschluss aus dem Jahre 2006 mit 304 000 Euro beteiligt, so katapultierte sich diese Summe jetzt auf 3,145 Millionen Euro. Der Grund: Der bisherige Gesellschaftervertrag endet am 31. Dezember 2012, wird nun aber bis Ende 2015 – also um drei Jahre – verlängert. Waren Land und Fraport bisher herausragend mit von der Partie, müssen die zusätzlichen Kosten von 21 Millionen Euro von den Anrainer-Kommunen allein gestemmt werden. Frankfurt ist nun mit 11 Millionen Euro (bisher 1,25 Millionen Euro) dabei, Bad Homburg trifft es mit 1,44 Millionen Euro, den Hochtaunuskreis mit 2,4 Millionen Euro und den Kreis Offenbach mit 2,8 Millionen Euro.
Die beiden Vertreter der Gesellschaft, Rolf Valussi und Peter Forst, setzten ihre Werbekampagne nun auch im Main-Taunus-Kreis mit der Präsentation neuer Zahlen fort. Das Duo hofft, das Land und die Fraport doch wieder verstärkt ins Boot ziehen zu können, geht auch vom Eintritt neuer Gesellschafter aus. So ist davon die Rede, dass einer der Hauptprofiteure der Strecke, die Stadt Eschborn mit ihren drei RTW-Haltestellen, mitmacht, was die Lasten des Kreises senken würde. Angeblich will Eschborn 1,15 Millionen Euro aus dem gut gefüllten Sparstrumpf beisteuern, bisher wurde dieses Thema jedoch noch in keinem städtischen Gremium diskutiert.
In der Vorlage von Landrat Michael Cyriax (CDU) bleiben die Bedenken nicht ausgeklammert, der verbliebene Zeitraum sei sehr eng. Cyriax weiter: "Es bestehen sehr große Zweifel, dass das Projekt bis zum Jahre 2019 schlussabgerechnet werden kann." Cyriax wiederholt: "Die RTW wird das Stadium des Baus nicht erreichen, sofern nicht das Land Hessen das derzeit kommunal getragene Finanzierungsrisiko übernimmt." Cyriax hat vorgeschlagen, lediglich einzelne Abschnitte der Trasse zu planen und diese bis Ende 2019 abzurechnen. Begeisterung löste dieser Vorschlag bei Eschborns Bürgermeister Wilhelm Speckhardt (CDU) nicht gerade aus. Ungeachtet dreier Haltestellen im Stadtgebiet lohnt es sich für Eschborn nur dann, wenn man auch bis zum Flughafen durchfahren kann, also auch den neuralgischen Punkt in Höchst, den Leuna-Knoten, in den Griff bekommt.
Es gibt noch kein Planungsrecht für das alles in allem 500 Millionen Euro teure Vorhaben (einschließlich Züge). Immerhin könnte man mit über 300 Millionen Euro an Zuschüssen von Bund und Land rechnen. "Alle 15 Minuten fährt eine Bahn zum Flughafen, das ist eine sensationelle Leistung," blickt Vanussi zukunftsfroh voraus und fügt mit Blick auf mögliche Zuschüsse hinzu: "2,5 Milliarden Euro beim Bund liegen da und warten darauf, dass sie jemand abholt."