Frankfurt
Die SPD im Römer will die Planungen für die Regionaltangente West (RTW) beschleunigen. Der Abschnitt zwischen Höchst und dem Flughafen soll priorisiert werden. Ohne Risiko ist ... mehr
Die SPD im Frankfurter Römer schlägt vor, die Planungen für die Regionaltangente West (RTW) in einzelne Planungsabschnitte zu gliedern. Priorität sollte nach Fraktionschef Klaus Oesterling der Abschnitt zwischen Höchst und dem Regionalbahnhof des Flughafens haben. „Das ist der wichtigste Abschnitt mit dem höchsten Verkehrswert“, sagt der Genosse. Laut einer Prognose würden diesen Abschnitt bis zu 15 000 Fahrgäste am Tag nutzen.
Etwa sieben Kilometer Neubaustrecke müssten gebaut werden, die Kosten dafür könnten nach der Schätzung Oesterlings bei rund 100 Millionen Euro liegen. Für das Gesamtprojekt werden die Kosten auf etwa 327 Millionen Euro beziffert.
Die Streckenführung zwischen Höchst und dem Flughafen sei weitestgehend unumstritten, so dass zügig begonnen werden könnte. „Das könnte dem Projekt noch einmal einen richtigen Schub geben und die Diskussion um andere Streckenabschnitte versachlichen“, glaubt der Sozialdemokrat. Wo die Bahnverbindung, die insgesamt von Bad Homburg über den Frankfurter Westen und den Flughafen bis nach Neu-Isenburg und Buchschlag reichen soll, exakt verlaufen wird, ist auch nach jahrelanger Planung nicht in jedem Fall geklärt.
Über die Streckenführung bei Niederursel wird etwa noch diskutiert; im Süden hängt der weitere Streckenverlauf noch vom geplanten Anschluss Gateway Gardens ab – Unsicherheiten, die Oesterling mit seinem Vorschlag, zunächst den Abschnitt im Frankfurter Westen zu realisieren, umgehen will.
Die Stimmung entlang der vorgesehenen Strecke habe sich aufgrund der langen Planungsdauer und der vielen Umplanungen negativ entwickelt. „Wenn ein Teilabschnitt in Betrieb gehen würde, gäbe es einen Umschwung in der Stimmung und der weitere Verlauf wäre einfacher durchzusetzen“, sagt Oesterling.
Der Versuch der SPD, in die Debatte um die Regionaltangente neuen Schwung zu bringen, ist zwar lobenswert. Das Hauptaugenmerk nun auf den Frankfurter Westen zu legen und die ...
Ganz unproblematisch ist der Vorschlag allerdings nicht. Aus einem Projekt, an dem bisher weite Teile der Region beteiligt sind, könnte erst einmal ein reines Frankfurter Vorhaben werden. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem mehrere Kommunen in die Planungsgesellschaft eingestiegen sind oder ihre Bereitschaft dazu signalisiert haben. Das Interesse von Gemeinden wie Oberursel oder Bad Homburg an einem Teilabschnitt komplett auf Frankfurter Stadtgebiet dürfte gering sein. „Ihnen wäre es wohl am liebsten, wenn gleich das Gesamtprojekt kommen würde. Aber in Abschnitten ginge es ja wahrscheinlich insgesamt auch schneller“, wirbt Klaus Oesterling für seine Idee.
Der Frankfurter Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) ist da wesentlich skeptischer. „Das Risiko, dass die anderen sagen, Frankfurt soll das mal schön alleine machen, wäre nicht unerheblich“, fürchtet er. Zudem ließe sich der für das gesamte Projekt errechnete Nutzen des Teilabschnitts zwischen Höchst und dem Flughafen nicht isoliert betrachten.
Majer sieht die Gefahr, dass durch eine Aufteilung in einzelne Planungsabschnitte das Gesamtprojekt auseinanderfallen könnte. „Ob die RTW in einem Rutsch gebaut wird oder nicht, ist eine andere Frage.“ Die Realisierung einer Gesamtplanung in einzelnen Abschnitten sei denkbar.
Der Versuch der SPD, in die Debatte um die Regionaltangente neuen Schwung zu bringen, ist zwar lobenswert. Das Hauptaugenmerk nun auf den Frankfurter Westen zu legen und die Probleme auf anderen Abschnitten auszuklammern, wäre aber das falsche Signal. Für ein Bauvorhaben dieser Größe müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Das klappt nicht immer, was auch einer der Gründe ist, weshalb sich die Planung schon über Jahre hinzieht. Die Konsequenz daraus kann aber nicht lauten, dass nun einfach „jeder sein Ding macht“. Die Zuversicht des SPD-Fraktionsvorsitzenden Klaus Oesterling, dass sich einzelne Abschnitte reibungsloser planen lassen als die gesamte Strecke, ist nicht viel mehr als eine vage Hoffnung. Und das Risiko, dass bisherige Partner bei einem Alleingang Frankfurts abspringen würden, ist nicht von der Hand zu weisen. Viel Fantasie braucht man jedenfalls nicht, um sich vorzustellen, wie groß die Motivation in Oberursel oder Bad Homburg sein wird, sich an einer Strecke nur zwischen Höchst und dem Flughafen zu beteiligen.