"Eine Seltenheit
in Frankfurt"
Nr.18 . 2.5.2024 62. Jahrgang
Die nächste Ausgabe
erscheint am 16. Mai
Wie die BI RTW-Sossenheim in 25 Jahren die Sulzbachwiesen gerettet hat
Gerade haben am Höchster
Bahnhof die ersten Arbeiten für
die Regionaltangente West (RTW)
begonnen. In der Diskussion ist
das Projekt seit mehr als einem
Viertel Jahrhundert. In Sossenheim wurde schon vor 25 Jahren
eine Bürgerinitiative (BI) gegen
den Bau der RTW gegründet
"Dies wird ein Marathonlauf
und kein 100 Meter Rennen."
Das waren die Worte eines engagierten Bürgers der ersten Stunden der Sossenheimer BI. Und er
sollte recht behalten. Als sich am
20. Oktober 1999 Bürgerinnen
und Bürger zusammenfanden,
um gegen die Streckenführung
und die mutmaßliche Zerstörung der Sulzbachwiesen zu demonstrieren, konnte sicherlich
kaum jemand erahnen, wie viel
Zeit und Geduld aufgebracht
werden müssen. Umso mehr
freut sich die Bürgerinitiative,
dass die Bereitschaft, sich für
eine Sossenheimer Ortsthematik zu engagieren und zu kämpfen, von "außerordentlichem Erfolg" geprägt wurde – wie die BI
heute sagt.
Die RTW soll einst Bad Homburg mit dem Flughafen und
Dreieich verbinden und neue
Verbindungen zwischen den
bestehenden S-Bahn-Linien
schaffen, damit der Frankfurter
Hauptbahnhof entlastet wird
und die Städte nördlich und
westlich von Frankfurt schneller miteinander verbunden sind.
Die Trasse führt von Eschborn
kommend an Sossenheim vorbei in Richtung Höchst. Alle 15
Minuten soll in jeder Richtung
ein Zug der RTW an der Dunantsiedlung vorbeifahren.
Innerhalb des 52 Kilometer langen Streckenverlaufs war vor 25
Jahren die Planungsidee, die Strecke quer durch das Landschaftsschutzgebiet Sulzbachwiesen zu
führen, um auf Höhe eines damals geplanten Haltepunkts "Michaelstraße" über ein aufwendiges Brückenbauwerk die A66 zu
überqueren, um so zum nächsten
geplanten Haltepunkt in Eschborn zu gelangen. Bereits einige
Jahre nach Gründung der Bürgerinitiative konnte den verantwortlichen RTW-Planern sowie der
Politik auf allen Ebenen gleich
mehrere Alternativstrecken vorgestellt werden, um die Sossenheimer Sulzbachwiesen vor einer
Zerstörung zu bewahren.
Die damals vorgeschlagenen
Alternativen der Bürgerinitiative wurden von Planung und Politik größtenteils übernommen
und sind heute im Planabschnitt
Mitte Bestandteil der aktuellen
RTW-Streckenführung, die nun
auf der anderen Seite der Autobahn verlaufen wird. Das Landschaftsschutzgebiet Sulzbachwiesen ist damit gerettet.
Ausschlaggebend war unter
anderem die sehr intensive Arbeit und regelmäßige Präsenz bei
Planern und politischen Gremien,
sowie eine aussagekräftige und
verständliche Biotoptypenkartierung für das Landschaftsschutzgebiet Sulzbachwiesen. Auf Anregung der Bürgerinitiative hatte
das Umweltamt der Stadt Frankfurt 2004 eine Präzisionskartierung der Sulzbachwiesen durch
das Senckenberg Institut vorgesehen. Die Arbeitsgruppe Biotopkartierung des Instituts hat
daraufhin in den Vegetationsperioden 2004 sowie im Frühjahr
2005 eine Erhebung zum Pfl anzen- und Tierarteninventar des
etwa 17,5 Hektar großen Gebiets
durchgeführt. Das eindeutige
Fazit des nunmehr seit Juni 2005
vorliegenden Gutachtens des Senckenberg Institut war, dass die
Sulzbachwiesen eine "Seltenheit
im Frankfurter Stadtgebiet" sind.
Die Bürgerinitiative will sich
auch in den kommenden Jahren aktiv für den Erhalt des
Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet Sulzbachwiesen
sowie für einen ausreichenden
Lärmschutz einsetzen. red