Höchster Kreisblatt

Printausgabe vom 11.07.2008

 

Planer legen sich bei Regionaltangente West auf Strecke durch Sulzbachwiesen fest

Teilerfolg beim Schallschutz

Von Stefanie Bernhard

Frankfurter Westen. An den Sulzbachwiesen führt kein Weg vorbei, zumindest nicht aus Sicht der Verkehrsplaner, die seit Jahren am Trassenverlauf der Regionaltangente West (RTW) tüfteln. Das lässt sich zwischen den Zeilen aus einem Magistratsbericht herauslesen. Zwei alternative Strecken haben die Planer geprüft – und beide verworfen. Weitere Untersuchungen sind offenbar nicht vorgesehen.

Zwar halten die Experten eine Anbindung des Gewerbegebiets Wilhelm-Fay-Straße und eine Führung der RTW über die bestehende Eisenbahnbrücke für «technisch machbar», sie sehen aber Erschließungsnachteile: Der Haltepunkt Michaelstraße fiele weg, die Fahrtzeit würde sich verlängern.

«Da soll leichtfertig ein Landschaftsschutzgebiet geopfert werden, obwohl eine andere Lösung machbar wäre», ärgert sich Manfred Koch, Sprecher der Bürgerinitiative Regionaltangente West. Er hält den Haltepunkt Michaelstraße am Ortsrand von Sossenheim für verzichtbar, zumal zwei weitere Stationen im Stadtteil vorgesehen sind.

Vom Planungsverband Rhein-Main haben die Sossenheimer wohl keine Schützenhilfe zu erwarten. In einem Schreiben an die Bürgerinitiative macht der Verband seine Position deutlich: «Der Erfolg der RTW wird auch wesentlich davon abhängen, in welcher Qualität durch sie Siedlungsgebiete erschlossen und Wohnstandorte mit gewerblichen Standorten verknüpft werden können. Dies kann absehbar dann nicht gelingen, wenn die RTW zum Beispiel einseitig nur gewerbliche Standorte miteinander verknüpft oder ihre Trasse sogar abseits der Siedlungsbereiche geführt wird.» Einen ersten Erfolg für die Bürgerinitiative sieht Koch in den Schallschutzmaßnahmen, die der Magistrat für die Dunant-Siedlung verspricht. «Davon war bisher nie die Rede», sagt Koch. «Unsere Forderung geht aber noch weiter: Wir wollen einen Schallschutz für ganz Sossenheim.»

Sollte es bei der geplanten Trassenführung bleiben, will die Bürgerinitiative juristisch dagegen vorgehen. Das Geld für die erste Instanz haben die Sossenheimer nach Angaben Kochs bereits beisammen. Die Bürgerinitiative selbst kann zwar nicht als Kläger auftreten, betroffene Bürger aber bei einer Klage finanziell unterstützen. Falls die Sossenheimer tatsächlich vor Gericht gehen, dürfte sich das 380-Millionen-Euro-Projekt weiter verzögern.

Derzeit wird offiziell als Fertigstellungstermin noch das Jahr 2016 genannt. Ein Datum, das zwar in weiter Ferne liegt, das aber dennoch kaum zu halten sein dürfte. Die betroffenen Kommunen haben sich gerade einmal auf die Finanzierung der ersten Planungsphase in Höhe von 6 Millionen Euro geeinigt. Eine noch zu gründende Planungsgesellschaft soll dabei und bei der anschließenden Detailplanung die Federführung übernehmen. 2010 sollen die Pläne stehen. Anschließend werden sie ausgelegt – und irgendwann, wenn alle Einwände ausgeräumt und die für den Bau notwendigen Grundstücke erworben sind, wird gebaut.

Dann stehen auch in Sossenheim und Höchst große Baumaßnahmen an. In Sossenheim wird unter der Autobahn 66 ein Tunnel für die RTW gebaut und eine Brücke über den Sulzbach. Zudem muss die neue Trasse im Westen Sossenheims auf die bestehende Bahnstrecke eingefädelt und ein weiteres Gleis angelegt werden. In Höchst ist die größte Baumaßnahme der geplante Tunnel unter dem Leunaknoten.

Doch nicht nur bautechnisch stehen die RTW-Initiatoren vor großen Herausforderungen: Auch bei der Verteilung der Kosten auf die Kommunen dürfte es noch einmal spannend werden. 60 Prozent davon trägt der Bund – vorausgesetzt, die Trasse ist bis 2019 fertig. Die übrigen 40 Prozent – etwa 152 Millionen Euro – müssen Städte und Gemeinden übernehmen.